Das Norddeutsche Tiefland ist nicht (überall) flach . . .

"Vom Eise befreit -  Geest, reiche Geschichte auf kargem Land"
Die Dauerausstellung im Landesmuseum Natur und Mensch, Oldenburg, beschreibt ausführlich und eindrucksvoll Lebensgrundlagen und Geschichte dieser vielfältigen Landschaft.

Die norddeutsche Eiszeitlandschaft muss man (er)kennen lernen.

(Eine Beschreibung für Schleswig-Holstein findet sich hier.)

Am Beispiel Hamburg ist an den Grundwassergleichen gut zu erkennen, dass hier in der Geest Gefälle bis zu 6 Promille auftreten: Höhen über 30 m über NN fallen Richtung Marsch (um NN). Dementsprechend existierten in der Geest früher murmelnde Bäche - wer erinnert sich? Bei Altmüller und Dettmer 1996 findet sich deren Entstehungsgeschichte, andauernde Gefährdungen und Verbesserungsmöglichkeiten.

Hervorragende Einblicke in Entstehungsgeschichte und Nutzungsveränderungen der Geest bietet das Landesmuseum Natur und Mensch, Oldenburg - ein Besuch lohnt sich.

Hier wird nur der Teil der Dauer-Ausstellung kurz skizziert, der Einfluss auf die Gewässerstruktur hat.

Sehr sehenswert ist auch das Aquarium, das die Lebensräume von der Quelle bis zur Mündung ins Meer dokumentiert. - Für Lachs-Freunde: Junglachse sind im Oberlauf-Aquarium und "wandern" beim Umfärben zum Smolt über das Brackwasser- ins Meerwasser-Aquarium.

"Schwebende Steine" über dem Gletscher: Fließend, rollend, springend breiteten sie sich von Skandinavien aus.

Grenzen der - bisher letzten - Vergletscherung

Das Gletschermodell zeigt, wie das Schmelzwasser heraus schoss, Steine, Geröll, Kies und Sand mit sich führte und verteilte.

Die Charakteristik der vielfältigen Steinformationen lässt gut den Herkunftsort bestimmen.

Über Häufigkeit, Größe, Art und mehr wird informiert in "E. Bengen, U. Brohm und H. W. Löbert: Ausstellungsführer: Steinreiche Heide. Verwendung und Bearbeitung von Findlingen. [Hrsg. Tourismuskreis Uelzen e.V., Uelzen 1998]." Das Büchlein ist zu Googeln über die ISBN 3-933943-00-0, findet sich auch beim Museumsdorf Hösseringen, dort unter "Ausstellungsführer".

Beeindruckend - wenn auch durch "Verwenden als Steinbruch" zahlenmäßig nur noch in geringer Stückzahl vorhanden, sind die Großsteingräber.

Blick über das Hunte-Einzugsgebiet: Osnabrücker Hügelland, flache Dümmer-Niederung, dann wieder hügelige Geest, bevor die Mündung in die Weser erreicht ist.

Links-elbische Flüsse: Die Oste-Marsch und die Elbmarsch als tief liegende, flache Region, der die Flüsse aus der Geest wie Lühe, Bever und Schwinge zufließen.

Das Schwinge-Einzugsgebiet: Ein sehr flacher Hauptfluss mit Nebenbächen, deren Namen ... Mühlenbach, Steinbek ihre turbulente Charakteristik erkennen lassen. Solche Einzugsgebiete produzierten früher Hunderte, ja Tausende aus dem Meer zum Laichen aufwandernde Meerforellen. Im englischsprachigen und skandinavischen Raum weiss man dies als regionalen Schatz zu schätzen und pfleglich damit umzugehen.

Werden wir auch dahin kommen?

Wer diese Grundlagen (er)kennt, ist gern bereit, Bessere Bäche mit zu gestalten.

Und dann war da noch die Sache mit den Hühnern . . .

Pardon, wichtig für das Verständnis so mancher heutigen Situation ist die Entwicklung von Mensch und Tier (hier: Hühner, Rinder, Schweine) über die letzten 100 Jahre.

Wenn man weiss, dass die Zahl der Menschen - am Beispiel der Landkreise Cloppenburg und Vechta - um das Vierfache, die der Rinder um etwa das 10fache und die der Schweine und Hühner um mehr als das 40fache angewachsen ist, wundern (z.Z. leider allzu seltene) Pressemitteilungen wenig. Genau diesem Umstand ist es zu verdanken, dass unser Grundwasser sich weiter verschlechtert, dass die Meere "dank" kaum verringerter diffuser Schadstoffeinträge nicht genesen.

Und all das noch gestützt durch Subventionen - mal sehen, wann die Geheimniskrämerei über die Empfänger endlich beendet wird.

Ich schliesse diese Seite mit dem Schlusszitat aus dem Buch zur Ausstellung

"Durch den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt, durch Einsatz umfangreicher finanzieller Ressourcen haben wir erreicht, dass aus mühsam geernteten 3 dt/ha Gerste im 4. Jahrhundert beeindruckende 68 dt/ha in unserer Zeit geworden sind. Heute kann man via Internet Getreide zu Heizzwecken ordern: "...2,7 kg Gerste substituieren 1 l Heizöl extraleicht." War das wirklich unser Ziel?"

Schriftenreihe des Landesmuseums für Natur und Mensch Oldenburg, Heft 25 (2002). ISBN 3-89598-923-1

Mehr Waldwissen ist für uns alle gut.

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