Naturnaher Gewässerausbau in Niedersachsen - oder wurde da etwas missverstanden 

Harter Gewässerausbau gefährdet die Gewässerentwicklung, der für unsere Gewässer-Lebensräume geforderte gute Zustand wird nicht zu erreichen sein.
Trauerspiel für Fachlichkeit und Rechtsverständnis.

Das seit 2000 geltende Verschlechterungsverbot für jegliches Handeln an Gewässern ist längst nicht verinnerlicht. Offenbar muss erst nach der Methode "Kläger ---> Richter" klar gemacht werden, dass der gute Gewässerzustand als Ziel nicht durch Fehlverhalten gefährdet werden darf. Was soll man dazu sagen, wenn längst bekannte Alternativen nicht gesehen werden wollen: PISA is watching you?

Wenn das, was im Jahr 2002 (nicht 1960!) an 2 Laichbächen der Kieslaicher des Este-Einzugsgebietes (Nord-Niedersachsen) geschehen ist, naturnaher Gewässerausbau ist, wird der geforderte gute Zustand unserer Gewässer wohl nicht zu erreichen sein.

Kurz vor ihrem Zusammenfluss wurden Heisterbek und Todtglüsinger Bach in einer Weise ausgebaut, die jeder Beschreibung spottet. Standard der 60er Jahre scheint bei Planern, Auftraggebern und Ausführenden noch immer vorzuherrschen:

Der Heisterbek wurde mit einem "grün angestrichenen" Rasengitterstein-Korsett hart verbaut.

Der Todtglüsinger Bach erhielt ein Bongossi-ähnliches Korsett.

Die auf dem Foto sichtbare Erosion war übrigens vorher nicht vorhanden. - Jegliche standorttypische Struktur fehlt auf diese Weise, der Bachoberlauf wird durch diese unpassierbaren Kanalstrecken von unteren Bereichen dauerhaft abgetrennt. Nun sage niemand, das macht ja nichts, am Zusammenfluss kreuzen die Bäche die Straße, da ist sowieso ein Hindernis . . .

Inzwischen wurde im Frühjahr 2006 die vorige Situation noch getoppt - das Bongossi mit Beton hinterfüllt und Beton-Gartenbauformen lassen künstlerische Weiterentwicklung erwarten: eine Meisterleistung deutscher Beton- und Gartenbaukunst. (Wo allerdings die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie stattfindet, fragt man sich an solcher Stelle.)

Und es geht weiter: Stand 26.04.06

Ein prima Exkursions-Ort zwischen HH und HB: in Tostedt, Ortsteil Todtglüsingen, Lohberger Straße.

In beiden Fällen wäre - noch dazu nach wohl zu fordernder wasserbehördlich angeordneter Beseitigung ungenehmigt privat oder gemeindlich angelegter Uferveränderungen - der gesetzlich geforderte naturnahe Ausbau möglich gewesen. Bis unterhalb der Straße wandern übrigens die Bachneunaugen auf und laichen dort. Kilometerlange Laich- und Aufwuchsstrecken oberhalb bleiben auf alle Zeit (?) unzugänglich.

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Auch im Mündungsbereich dieses Baches ist noch viel zu tun, bis ein naturnaher Zustand erreicht ist. Das notwendige, praxiserprobte Wissen ist vorhanden. Was aussteht, ist das Handeln.
Die folgenden pdf-Datei gibt dazu - modellhaft für die Vielzahl kleiner Bäche in der norddeutschen Moränen- und Sanderlandschaft - einige Hinweise. 

                        http://www.salmonidenfreund.de/modules/download_gallery/dlc.php?file=71&id=1443680598&sid=62

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